15.11.2013 - 23.02.2014
Auf Anregung von Memorial Deutschland e.V. (Bettina Nir-Vered) hat die Landeshauptstadt München beschlossen, eine Straße nach der Schauspielerin Carola Neher zu benennen. Anlässlich der Straßeneröffnung zeigt das Deutsche Theatermuseum München eine Sonderausstellung über Carola Neher.
Kuratoren sind Petra Kraus und Micha Neher, Autor der Begleitpublikation.
Carola Neher wurde am 03.11.1900 in München geboren. Nach Engagements an den Münchner Kammerspielen und dem Städtischen Schauspielhaus in Baden-Baden zu Beginn der 20er Jahre feierte sie große Erfolge an den Bühnen in Breslau, Berlin und Wien. Sowohl ihr erster Mann, der Dichter Klabund, als auch Bertolt Brecht, schrieben für sie Rollen, die sie in ganz Deutschland bekannt machten.
Unvergessen ist die Darstellung der ‚Polly’ in der Verfilmung der Dreigroschenoper 1930/31 (nach Bertolt Brecht) von Georg Wilhelm Pabst.
Carola Neher - Kurt Gerron - Arthur Schröder: Die Songs der Dreigroschenoper 20.8.1928 - 1.Teil
Wegen ihrer politischen Opposition gegen das Hitler-Regime emigrierte sie 1933 über Wien und Prag nach Moskau, zusammen mit ihrem zweiten Ehemann Anatol Becker. 1936 verfolgte das stalinistische System der Sowjetunion Carola Neher wegen angeblich konterrevolutionärer trotzkistischer Tätigkeiten und verurteilte sie 1937 zu 10 Jahren Lagerhaft. 1942 verstarb sie im Gefängnis von Sol-Iletsk an Typhus.
Carola Neher zählt zu den bedeutendsten Schauspielerinnen der Weimarer Zeit.
Klabund: Liebeslied, gelesen von Josef Pfitzer
Die Ausstellung stellt die beeindruckende schauspielerische Karriere chronologisch dar. Sie präsentiert Carola Nehers Filme, rund 80 Fotografien aus dem Familienbesitz, ergänzt von ausgewählter Grafik des (nicht verwandten) Caspar Neher aus dem Österreichischen Theatermuseum, ihre Kostüme in den Produktionen Der Kreidekreis von Klabund (Rolle: Haitang), 1925 und Die Dreigroschenoper von Brecht (Rolle: Polly), 1929, ihre Originalstücktexte zu Theaterproduktionen, mit Widmungen Klabunds und Ödön von Horváths, die mit ihr produzierten Schallplatten und die Radio-Uraufführung der Heiligen Johanna der Schlachthöfe (1932) in neuen akustischen Restaurierungen, sowie persönliche Memorabilien wie ihr eigenes Reisegrammophon, Theaterkritiken und ihre gesammelten Mode-Fotografien.
Carola Neher - Kurt Gerron: Die Songs der Dreigroschenoper 20.8.1928 - 2.Teil
In der Ausstellung ist auch die Dokumentation besonderer Lebenssituationen zu finden: die Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft, die ihr eine Rückkehr nach Deutschland unmöglich machte, die Geburt ihres Sohnes Georg Becker in Moskau, die Bedingungen der Haft in zahlreichen sowjetischen Gefängnissen und die spätere Rehabilitation durch den obersten sowjetischen Militärgerichtshof.
Darüber hinaus zeigt die Ausstellung die künstlerische Würdigung von Carola Neher in den Nachkriegsjahren, u. a. in Jorge Sempruns Theaterstück La retour de Carola Neher, 1995.
Am 15. November 2013 ab 14:00 Uhr wird die Stadt München eine nach Carola Neher benannte Straße offiziell einweihen. Die Ausstellung möchte das kurze und beeindruckende Leben dieser Künstlerin, die in München gelebt und an den Kammerspielen Erfolge gefeiert hat, erneut bekannt machen.
Mittwoch um 19:00 Uhr • 1 Stunde
4. Dez 2024
|
Gespräch
|
|
Freitag um 15:30 Uhr • 1 Stunde
6. Dez 2024
|
Führung
|
|
Sonntag um 12:30 Uhr • 1 Stunde
8. Dez 2024
|
Führung
|